Das integrative Atmen nutzt die Kraft des Atems, um tiefliegende Themen spürbar zu machen, ins Bewusstsein zu bringen und zu integrieren, d.h. ihnen den Spannungsgehalt zu nehmen, sodass sie im Leben nicht mehr als störend auftreten.
Zur Vertiefung der Erfahrung kann speziell ausgewählte Musik eingesetzt werden. Verbale Instruktionen helfen, den Atem gezielter zu nutzen. Körpertherpeutische Interventionen werden angewendet, um Gefühlen zum vollen Ausdruck zu verhelfen oder um die Integration sanft zu unterstützen. Die angestrebte Vertiefung der Atmung kann je nach
Persönlichkeitsstruktur oder Problemlage entweder in beruhigende oder in
kathartische, gefühlsintensivierende Richtung wirken, wobei eine
Sitzung auch unterschiedliche Phasen durchlaufen kann. Üblicherweise
wird eine integrative Atemsitzung verbunden mit Gesprächen, in denen
auch psychotherapeutische Methoden zum Einsatz kommen können, da sich
intergratives Atmen als sinnvoll kombinierbar mit anderen
therapeutischen Ansätzen erwiesen hat.
Das übergreifende Ziel liegt darin, Körper, Seele und Geist in Einklang zu bringen. Der Atem wird als Schnittstelle dieser verschiedenen Erfahrungsebenen des Menschen genutzt, da er eine relativ leicht beeinflussbare autonome Körperfunktion darstellt, deren Aktivität eng mit psychischen Befindlichkeiten zusammenhängt und von alters her auch eine starke geistige und meditative Komponente beinhaltet.
Die Befreiung des Atems von Blockierungen wird als wichtiger Schritt zur psychischen Heilung und zum Ganzwerden der Person verstanden. Integratives Atmen bedient sich in der Praxis einer Kombination aus verschiedenen Ansätzen der Atemarbeit, die je nach der situativen Verfasstheit des Klienten eingesetzt werden. Unterschiedliche Settings werden genutzt, um das Atemmuster des Klienten optimal zu verbessern und ihn damit aus psychischen Fixierungen zu lösen. Ohne Druck und ohne Vorgabe einer bestimmten Richtung wird die in der Atmung des Klienten angelegte Tendenz zur Vertiefung und Verstärkung unterstützt.
Die Dauer einer Sitzung beträgt zwischen einer und zwei Stunden. Diese Methode erweist sich für viele Problemfelder als hilfreich, weil sich die Veränderung des Atemmusters auf alle wichtigen Systeme im körperlich-seelischen Bereich auswirkt. Aus der Praxis sind viele positive Wirkungen im Bereich verschiedener gesundheitlicher Probleme, Stressreduktion, verschiedene psychische Störungen bis hin zur persönlichkeitserweiternden Selbsterfahrung und transpersonalen Öffnung belegt. Eine besonders wertvolle therapeutischer Wirkung finden wir in dem am Ende einer Sitzung meistens auftretende positive Körpergefühl, das u.a. bei depressiven Erkrankungen zu einer fortschreitenden Aufhellung des Bewusstseins führen kann.
Literatur:
Dowling Catherine: Rebirthing and Breathwork. A
Powerful Technique for Personal Transformation. London: Piatkus 2000
Ehrmann Wilfried: Handbuch der Atemtherapie. Ahlstedt: Param 2004
Platteel-Deur Tilke: Die Kunst der
Integrativen Atemtherapie. Die Vergangenheit auf Seelenebene heilen. Verlag Der
Rheinländer o.J. (2010)