Diese Übersichtstudie untersuchte die Auswirkungen von Atemübungen mit beschleunigter und vertiefter Atmung (High Ventilation Breathwork=HVB). Ihr Ziel ist es, valide Informationen für den Einsatz dieser Formen der Atemarbeit in Kliniken zur Behandlung psychiatrischer Störungen zu liefern.
Es handelt sich um einen Übersichtsartikel, der die charakteristischen Auswirkungen dieser Praktiken umfasst. Die Beobachtungen und Daten aus Studien zeigen, dass diese Art der Atemarbeit zu außergewöhnlichen Veränderungen des subjektiven Erlebens sowie zu tiefgreifenden Auswirkungen auf das Nervensystem führt. Es gibt Berichte über positive Auswirkungen bei traumabezogenen, affektiven und somatischen Störungen, die durch zukünftige Studien und klinische Tests weiter untersucht werden müssen.
Die einzige solide klinische Forschungsgrundlage zur Unterstützung der klinischen Wirksamkeit therapeutischer Anwendungen von High Ventilation Breathwork (HVB) wurde durch Studien an Patienten mit PTBS-Symptomen unter Anwendung der Surdasha Kriya-Yogaatmung gewonnen. Die Schwere der PTBS-Symptome war deutlich reduziert und blieb auch bei einer erneuten Untersuchung sechs Wochen und sechs Monate nach der Intervention gering. Da mindestens ein Drittel der PTBS-Patienten nicht auf PTBS-spezifische Psychotherapien oder Pharmakotherapien ansprechen, sind dringend andere Behandlungsmethoden erforderlich.
Für andere klinische Indikationen bei diagnostisch gut definierten Gruppen, wie z. B. Stimmungs- und Angststörungen, basiert die derzeitige Unterstützung für die klinische Anwendung von HVB-Praktiken hauptsächlich auf anekdotischen Berichten, weshalb kontrollierte Forschungsstudien erforderlich sind.
HVB könnte möglicherweise als „Expositionstherapie“ therapeutisch wirken, indem es den Teilnehmern ermöglicht, einen willentlich induzierten Stressor im Moment zu erleben, was dann langfristig zu einer Verringerung der Angst führen könnte, möglicherweise durch allmähliche Anpassung. Der Schlüssel liegt vielleicht in der willentlichen Kontrolle der Atmung. Hyperventilation, die reflexartig auftritt, wurde mit Angst in Verbindung gebracht, aber auch eine bewusst und kontrolliert durchgeführte Hyperventilation hat sich als therapeutisch erwiesen.
Angesichts der weit verbreiteten Praxis verschiedener Formen von HVB (möglicherweise über Jahrhunderte hinweg) und aktueller anekdotischer Beobachtungen wird diese Form im Allgemeinen als sicher für gesunde Personen angesehen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Begleiter die Praktizierenden über mögliche Risiken und Kontraindikationen informieren, bevor sie der Teilnahme an HVB zustimmen. Dazu gehört, dass die Hyperventilation bei gefährdeten Personen Angstzustände verstärken kann. In seltenen Fällen kann die verstärkte Atmung auditive oder visuelle Halluzinationen hervorrufen. Bei Patienten mit akuten Belastungsstörungen scheint die Wahrscheinlichkeit, dass sie als Reaktion auf eine Hyperventilationsbelastung intrusive traumatische Wiedererlebenssymptome entwickeln, höher zu sein als bei nicht betroffenen Teilnehmern.
Um die Sicherheit zu gewährleisten, erscheint es logisch, bei Menschen mit zerebrovaskulären und kardiovaskulären Erkrankungen aufgrund der bekannten akuten Auswirkungen einer längeren Hyperventilation auf den Blutdruck und den zentralen Blutfluss eine vorsichtige Anwendung von HVB zu empfehlen. Obwohl diese Auswirkungen in der Regel nur von kurzer Dauer und reversibel sind, ist das Verträglichkeitsprofil wiederholter therapeutischer HVB-Praktiken bei Menschen mit solchen körperlichen Begleiterkrankungen unbekannt. Zum jetzigen Zeitpunkt wird bei Personen mit Atemwegserkrankungen (z. B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. schwerer Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, ischämische Herzkrankheit, Aneurysmen), neurologischen Erkrankungen (z. B. ischämische oder hämorrhagische zerebrovaskuläre Erkrankung, zerebrale Aneurysmen) oder anderen vorbestehenden Erkrankungen, bei denen ein akuter Blutdruckanstieg oder eine Gefäßverengung ein erhöhtes Risiko darstellen könnten, Vorsicht empfohlen.
Die Notwendigkeit einer physiologischen Überwachung, einschließlich hämodynamischer Parameter, insbesondere bei Personen mit den oben genannten Risikofaktoren, könnte es erforderlich machen, die potenziell zu breite Anwendung von HVB-Praktiken in nicht-medizinischen Kontexten derzeit einzuschränken. In solchen Fällen ist ein klinisches Screening durch einen Arzt erforderlich. Da HVB beispielsweise einen erheblichen und direkten Einfluss auf den Blutdruck haben kann, ist es wichtig, bei Menschen mit Bluthochdruck Vorsicht walten zu lassen.
Darüber hinaus ist bei HVB Vorsicht geboten, wenn bei einer Person eine psychotische Störung diagnostiziert wurde oder vermutet wird, da einige Formen von längerer HVB akute dissoziative Effekte auslösen können. Spezifische Kontraindikationen gelten für schwangere Personen und für einige klinische Populationen, insbesondere für Patienten mit Epilepsie, Panikstörung und psychotischen Störungen. Schließlich sollte immer darauf hingewiesen werden, dass sich alle, die versuchen, HVB allein zu praktizieren, in einer sicheren Umgebung befinden müssen, insbesondere fern von Wasser, harten Oberflächen oder überall und in jeder Situation, in der HVB das Risiko birgt, sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen.