Atmen und Gehirnreinigung

Eine neue Studie konnte zeigen, dass Atemrhythmen einen Einfluss darauf ausüben, wie gut die Rückenmarksflüssigkeit im und um das Gehirn fließt. Die zerebrospinale Flüssigkeit spielt eine wichtige Rolle bei der Entsorgung von Stoffwechselabfällen im Gehirn. Die Erkenntnisse könnten auch eine Bedeutung für Gehirnkrankheiten wie Alzheimer haben.
Unser Gehirn wird durch ein konstantes Fließen der zerebrospinalen Flüssigkeit durchgespült. Dabei werden Abfallprodukte wie schädliche Proteine und überflüssiges Wasser abtransportiert.
Der Rhythmus des Herzens ist einer der Faktoren, die bestimmen, wie gut diese Flüssigkeit durchs Gehirn strömt. Die neue Studie hat nun gezeigt, dass auch die Atmung das Fließen der Gehirnflüssigkeit betrifft. „Es ist nicht unmöglich, dass Yoga-Atemtechniken den Fluss der zerebrospinalen Flüssigkeit bestimmen und die Beseitigung von Gehirn-Stoffwechselabfällen befördern,“ sagt Vegard Vinje vom Simula Research Laboratory in Oslo.
Wie wir bereits wissen, befördern die Herzrate und der Schlaf das Fließen der zerebrospinalen Flüssigkeit. „Tiefes Atmen hat eine stärkere Auswirkung auf den Fluss der Gehirnflüssigkeit als kurzes, seichtes Atmen,“ so Vegard Vinje.
Einige Abfallsubstanzen sammeln sich als Folge von funktionalen Gehirnstörungen im Gehirn. Ein bekanntes Beispiel ist Amyloid Beta, das sich als Plaque anhäuft, wenn jemand an Alzheimer leidet. Aber es ist noch wenig darüber bekannt, wie das Gehirn die Abfallprodukte beseitigt.
2013 wurde entdeckt, dass die zerebrospinale Flüssigkeit eine Rolle bei der Gehirnreinigung spielt. Diese Flüssigkeit fließt entlang kleiner Räume um die Arterien ins Gehirn und spült das Abfallmaterial durch das Gehirngewebe selbst. Also kann die Qualität des Fließens der Gehirnflüssigkeit bestimmen, wie effektiv der Abfall abtransportiert wird. Der Fluss wird, neben anderen Faktoren, durch den Herzschlag angetrieben, weil sich die Arterien mit jedem Herzschlag ausdehnen. Dazu haben weitere Forschungsergebnisse gezeigt, dass der Fluss im Schlaf gesteigert ist.
Schon frühere MRI-Studien haben den Einfluss der Atmung auf die Gehirnflüssigkeit gezeigt, aber diese Forschungsarbeiten waren auf kurze Zeitperioden beschränkt, als Folge der beschränkten MRI-Techniken. Die neueren Forschungen nutzten Druckmessungen bei Patienten mit Hydrozephalie (Wasser im Gehirn), die routinemäßig angewendet werden, um zu bestimmen, ob der Patient eine Operation braucht. Die Druckmessungen können über 15 Stunden und länger gemacht werden.
Die Messungen haben ergeben, dass die Druckpulsationen dreimal so groß für die Herzpulsationen als für die Atmung waren. „Auch wenn die Druckpulsationszyklen von den Herzpulsationen dominiert werden, wird die Geschwindigkeit der Flüssigkeit genauso stark von der Atmung wie vom Herzschlag bestimmt. Die Menge an zerebrospinalem Flüssigkeitsvolumen, die im und um das Gehirn pulsiert, ist bei weitem größer in einem Atemzyklus als für einen Herzschlag,“ so der Forscher. Das Volumen, das während eines Atemzyklusses bewegt wurde, war viermal so groß wie das Volumen, das ein Herzschlag bewegen konnte. Der Grund liegt darin, dass jede Einatmung länger dauert als ein Herzschlag.
Tiefes Atmen ist besser als schnelles
Vinje erklärt, warum einige tiefere Atemzüge das Fließen im Gehirn stärker beeinflussen als schnelles und seichtes Atmen. Im Wesentlichen können die langen Wellen, die von tiefen Atemzügen kommen, mehr Volumen tragen, wie Meereswellen, die auf Land treffen. „Stellen Sie sich einen Strand mit Abfall vor. Eine lange Welle wird den Müll am Strand wirksamer entfernen als eine kurze. Kurze, abgerissene Wellen werden nicht so weit am Strand vordringen wie lange Wellen der gleichen Höhe.“
Die Patienten in der Studie nahmen im Schnitt 15 Atemzüge/Minute, was als normal angesehen wird (!). Aber bei manchen Yoga-Atemübungen nehmen die Übenden nur fünf Atemzüge/Minute, und die Auswirkungen auf die Pulsation der Gehirnflüssigkeit waren messbar.
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